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leserlich & lesbar

Leserlichkeit wird definiert als Eigenschaft einer Folge erkennbarer Zeichen, die es ermöglicht, diese Zeichen im Zusammenhang zu erfassen1 . Dabei geht es zunächst um das Wahrnehmen, Erkennen und Unterscheiden einzelner Buchstaben und Wörter. Die dafür entscheidenden mikrotypografischen Einflüsse werden im Abschnitt Zeichenbezogene Faktoren erläutert.

Die Grafik zeigt das Wort »Schriftgut« in der Renaissance-Antiquaschrift Garamond. Gestrichelte Linien teilen den Schriftzug vertikal in vier Segmente. Die Höhe der Großbuchstaben heißt Versalhöhe, die Höhe der Kleinbuchstaben Mittellänge. Die über die Mittellänge hinausragenden Oberteile von Kleinbuchstaben (z. B. bei h oder f), die häufig höher sind als die Großbuchstaben, werden als Oberlängen bezeichnet. Die unter die Grundlinie ragenden Teile (z. B. beim g) heißen Unterlängen. Die gesamte vertikale Ausdehnung inklusive Unter- und Oberlänge ergibt die Schriftgröße. Die senkrechten, meist etwas fetteren Buchstabenlinien werden als Grundstriche bezeichnet, die waagerechten, feineren Linien als Haarstriche. Weißräume innerhalb von Buchstaben nennt man Punzen.

Leserlichkeit hängt von Faktoren der Schriftgestaltung ab, die je nach Formprinzip der einzelnen Schrift stark variieren.

Demgegenüber steht Lesbarkeit als die Eigenschaft leserlich angeordneter Zeichenfolgen, die es ermöglicht, die Information zweifelsfrei zu verstehen2 . Damit ist die Verständlichkeit von zusammenhängenden Texten gemeint. Sie wird – neben der sprachlichen Form sowie personen- und situationsbedingten Einflüssen – durch die typografische Gestaltung beeinflusst. Die dafür entscheidenden makrotypografischen Einflüsse werden im Abschnitt Textbezogene Faktoren erläutert.

Textarten

Eine typografische Gestaltung, die für alle Lesenden und Anwendungsbereiche gleichermaßen richtig ist, gibt es nicht. Typografische Entscheidungen hängen wesentlich von Inhalt, Zweck und Medium einer Information ab. Verschiedene Textarten3 differenzieren die jeweils unterschiedlichen Anforderungen an die Gestaltung:

Lesetext ist fortlaufender Text, der komfortabel gelesen werden soll.

Konsultationstext erläutert oder ergänzt Lesetext, z. B. in Bildunterschriften.

Überschriften und Hervorhebungen werden als Schautext bezeichnet.

Signalisationstext dient zur Orientierung im öffentlichen Raum, z. B. in Leitsystemen.

  1. Lesetext ist fortlaufender Text, der komfortabel gelesen werden soll, z. B. in Büchern, Zeitschriften, Gebrauchsinformationen und Korrespondenzen oder auf Ausstellungstafeln.
  2. Konsultationstext erläutert oder ergänzt Lesetext, z. B. in Marginalien, Fußnoten, Listen, Bildunterschriften oder Legenden, und kann in kleineren Größen als Lesetext gesetzt werden.
  3. Als Schautext werden Überschriften und Hervorhebungen bezeichnet, die der Gestaltung und Gliederung von Texten dienen, z. B. in Magazinen, Anzeigen oder auf Plakaten, für die keine gesonderten Vorgaben gelten – außer einer gegenüber Lesetext um mindestens 50% vergrößerten Schriftgröße.
  4. Signalisationstext dient zur Orientierung im öffentlichen Raum, z. B. in Leitsystemen. Er muss bereits aus weiten Entfernungen und in unterschiedlichen Beleuchtungssituationen und Betrachtungswinkeln gelesen werden können. Aufgrund dieser situationsbedingten Einflüsse werden hier die höchsten Anforderungen an die Leserlichkeit gestellt.

Im Folgenden werden je nach Textart unterschiedliche typografische Empfehlungen gegeben. Findet keine Differenzierung statt, gelten die Angaben für alle Textarten. In einigen Fällen weichen die Angaben für sehbehinderte Menschen von denen für Normalsichtige ab, da hier höhere Anforderungen gelten.

Fußnoten

  1. DIN 1450
    Schriften – Leserlichkeit
    Ausgabe April 2013
  2. DIN 1450
    Schriften – Leserlichkeit
    Ausgabe April 2013
  3. DIN 1450
    Schriften – Leserlichkeit
    Ausgabe April 2013